Bitcoin und andere digitale Währungen basieren auf der Blockchain-Technologie.
Die bisherigen Corona-Apps nicht. Trotzdem ist die Blockchain-Technologie in aller Munde, wenn es um innovative Ansätze geht. Warum eigentlich?
Noch einmal kurz zur Erinnerung: Blockchain ist ein Datenspeicherungs-System, bei dem Daten in einer Kette von Datensätzen (block-chain) gespeichert werden; neue Transaktionen werden angehängt. Die Speicherung erfolgt dezentral. Jede Änderung der Blockchain wird den Teilnehmern bekanntgegeben.
Beispiel Finanzen: Normalerweise überweist der Käufer dem Verkäufer den Betrag über eine Bank. Gespeichert wird diese Transaktion zentral auf dem Bankenserver. Kaufst Du mit Bitcoin, überweist Du dem Verkäufer direkt das Geld auf sein Wallet – diese Überweisung (Transaktion) wird als Datensatz an die Bitcoin-Blockchain angehängt und jeder Teilnehmer davon benachrichtigt, so dass alle Vorgänge für alle offen, transparent und nachvollziehbar sind.
Die Validierung, die Feststellung, dass die Transaktionen (Überweisungen, Käufe, Verkäufe …) gültig sind, erfolgt über den sogenannten Proof of Work, einerkomplizierten kryptografischen Aufgabe, die durch die Blockchain-Teilnehmer gelöst werden muss. Erst dann ist die Transaktion gültig und wird der Blockchain angehängt. Proof of Work ist sehr aufwendig, weil es viel Rechenleistung erfordert. Im April 2020 führten wir ein Gespräch mit Patrick Hansen, Referent für die Blockchain beim deutschen Digitalverband Bitkom, zur Bedeutung der Blockchain-Initiativen der EU und der Bundesregierung.
Blockchain: Eine Frage der digitalen Souveränität
Kryptokanal: Herr Hansen, es heißt immer, man wolle sich beim Thema Blockchain nicht abhängen lassen. Um was geht es da? Was gibt es da zu forschen oder zu fördern?
Patrick Hansen, Bitkom: Wie bei Cyber-Sicherheit oder Künstlicher Intelligenz (KI) ist auch bei der Blockchain-Technologie klar, dass sie eine zentrale Rolle spielen wird in der Wirtschaft und Gesellschaft der Zukunft. Man will sich nicht technologisch abhängig machen als nationaler Staat oder als Europäische Union von anderen Weltmächten. Das ist eine Frage der digitalen Souveränität.
Kryptokanal: Bei KI oder Cyber-Sicherheit ist das für jeden unmittelbar einleuchtend. Warum aber ist die Blockchain-Technologie da wichtig?
Patrick Hansen, Bitkom: Es gibt gute Argumente, warum man überlegt, eine Währung auf Blockchain-Basis auszugeben, gerade auch wenn es um Bezahlvorgänge im zukünftigen Internet of Things geht, wenn immer mehr Geräte angeschlossen sind an Bezahlsysteme, wenn immer mehr Werte nur noch digital abgebildet werden, beispielsweise Wertpapiere.
China treibt das Thema Digitalwährung und könnte damit vielleicht schon in den nächsten Monaten herausgehen. Wenn dann diese Währung überall auf der Welt für den internationalen Zahlungsverkehr angenommen wird, dann fließen natürlich Daten und Informationen in bestimmte Hände …
Es geht um die digitale Souveränität und um die Fragen, was man lieber im eigenen Land belassen, was man selbst vorantreiben, was man über Kooperationen machen will.
Deutschland bei Blockchain Start-ups vorne
Kryptokanal: Inwiefern engagiert sich Bitkom beim Vorantreiben der Blockchain-Technologie?
Patrick Hansen, Bitkom: Bitkom ist der größte Digital-Verband in Deutschland, mit etwa 2000 Mitgliedsunternehmen. Wir wollen eine Plattform bilden zwischen einerseits der Industrie und Wirtschaft, andererseits der Politik, um die Rahmenbedingungen zu prägen für den Blockchain-Standard in Deutschland. Zum zweiten wollen wir eine Plattform innerhalb des Verbands bieten, um Unternehmen zusammenzubringen und die Projekte, Themen, Best Practices zusammen zu besprechen. Das zielt natürlich besonders auf die ITK-Branche, das Finanzsegment und vermehrt jetzt auch auf junge Blockchain- und Krypto-Startups, wo Deutschland sehr, sehr stark ist.
Und hier kommen wir wieder zurück auf Ihre Eingangsfrage, warum sich die EU und Deutschland in innovativen Technologien engagieren: Wenn wir über Technologien wie Cloud, Künstliche Intelligenz, Soziale Netzwerke und so weiter sprechen, entsteht oft der Eindruck, dass da der Zug für Deutschland und Europa abgefahren ist, weil wir auf die amerikanischen und chinesischen Riesen angewiesen sind.
Wenn wir uns aber nur einmal den Blockchain-Bereich anschauen, sehen wir, dass Deutschland und Europa hier relativ gute Ausgangsbedingungen haben.
Wir haben eine super-aktive Startup-Szene, die Konzerne treiben Blockchain-Projekte an, und auch was die Regulierung angeht, haben wir hier in Deutschland einen relativ aufgeschlossenen Regulator, eine Aufsicht, die das Ganze fördern möchte, beispielsweise im Finanzsektor die Finanzaufsicht BAFIN und das Finanzministerium, das die Regularien, die Rahmenbedingungen, setzt. Wir haben in diesem Bereich eine gute Ausgangsposition in Deutschland und in Europa, für diese Technologie Vorreiter zu sein und die Maßstäbe, die Regeln zu prägen, weltweit.
Europäischer Gedanke passt perfekt zur Blockchain
Der europäische Gedanke eines dritten Weges passt halt auch perfekt zur Technologie, denn: Was ist der Grundgedanke der Blockchain-Technologie? Transaktionen werden dabei nicht über ein zentrales Netzwerk abgebildet, wie beispielsweise in den USA oder in China über zentrale Daten-Pools und –Server. Stattdessen werden die Daten verteilt und ein mündiger Konsument findet ein transparentes Netzwerk vor und kann dort souverän agieren.
Dieses Credo: „Wir wollen die zentralen Daten-Giganten eher vermeiden“ – das ist ja der europäische Weg. Ein bisschen Datensouveränität schaffen, die Daten verteilen, die Daten gerecht bewerten – dazu passt die Blockchain-Technologie insgesamt halt perfekt. Man benötigt hierfür ja ganz neue Wege im politischen Bereich, zum Beispiel bei einem System wie Bitcoin, da gibt es ja keinen zentralen Verantwortlichen – wie geht man also damit um? In solchen Fragen haben Deutschland und Europa die Möglichkeit, die Regeln zu prägen und Standards zu setzen.
Welches Potenzial hat Blockchain im Finanzsystem? Lesen Sie in Kürze den 2. Teil unseres Interviews mit Herrn Hansen.
kryptokanal Nach(frag)schlag
Klingt das nicht alles sehr undurchsichtig und mehr nach Marketing als nach konkreten und technischen Fortschritten, die die Blockchain bietet? Ist die Rede „vom europäischen Weg“ in diesem Zusammenhang überzeugend?
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Seit 2010 selbständig als SEO-Berater tätig. Betreiber von Kryptokanal.de und interessiert an Themen wie Kryptowährungen, Bitcoin, Finanzen und allgemein Geldverdienen im Internet.
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